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Japan-Tasting mit Yamazaki 12, Hakushu 12 und mehr

Aktualisiert: 11. Jan. 2019


Hakushu 12, Yamazaki 12, Nikka All Malt, Nikka Miyagikyo, Nikka Yoichi, Tasting, Test, japanischer Whisky, Suntory

Am Wochenende war es mir vergönnt mich quer durch Japan zu trinken. In der Vergangenheit hatte ich schon einige japanische Whiskys im Glas und war um ehrlich zu sein nicht immer begeistert. Dies hängt auch damit zusammen, dass ich mit dem japanischen Eichenaroma (mizunara) nicht immer etwas anfangen kann. Und auch wenn die heute verkosteten Blends und Malts nicht ausschließlich, wahrscheinlich sogar zu einem sehr kleinen Anteil in Mizunara-Eichen-Fässern gelagert wurden, so schmeckt man doch häufig etwas das Aroma heraus. Zur Freude vieler Menschen und zum Leidwesen einer kleinen Minderheit, zu der ich häufig zähle.


Bevor ich auf mein Tasting eingehe möchte ich noch folgendes erwähnen. Die meisten Japaner trinken ihren Whisky, egal wie gut oder teuer er ist, verdünnt mit Wasser und/oder Eis. Bei den Japanern ist nicht nur Whisky on the Rocks populär sondern auch der Highball. Traditionell ist ein Highball eine Spirituose die mit einem oder zwei weiteren nicht-alkoholischen Getränken gemixt wird. Der Japaner genießt seinen Whisky häufig mit Soda-Wasser in einem Mischverhältnis von 1:1 bis zu 1:5.

Aus diesem Grund dachte ich schon öfter, wenn ich einen japanischen Malt im Glas hatte der mich nicht so sehr geschmeckt hat, dass es vielleicht daran liegt, dass ich ihn falsch trinke. Denn wenn jemand einen Whisky herstellt mit der Intention, dass der Kunde ihn als Highball trinkt, dann legt er eventuell nicht so viel Wert darauf, dass der Whisky auch pur bei Zimmertemperatur aus einem Nosing-Glas schmeckt.

Für mich ist dieses ganze Dilemma sehr vergleichbar mit Sushi in Deutschland. Denn wer hat nicht schon mal ein mit Sojasauce durchtränktes Stück Sushi aus den Stäbchen rutschen lassen und sich damit die Abendgaderobe versaut. Oder das Röllchen direkt in der Sojasaucen-Schüssel verloren. Und ist das Ding erstmal in der Saucenschüssel abgetaucht kriegt man es mit Hilfe von zwei Holzstäbchen niemals wieder da raus. Ein Japaner, der Zeuge eines solchen Ereignisses wird, würde sich wahrscheinlich denken: "selbst Schuld ウォーリー(vollidiot)".

Denn der Japaner hat das moderne Sushi erfunden und isst dies traditionell mit der Hand. Wir Europäer wären also sogar schlauer, wenn wir unser traditionelles Besteck dafür benutzen würden, anstatt auf weltoffen zu machen und zu Stäbchen zu greifen. Das macht ja nicht mal ein Japaner!


Ich habe dennoch auf europäische Weise mein Tasting durchgeführt und den Whisky aus Nosinggläsern genossen. Denn ich teste ja für ein Publikum, dass Whisky in den allermeisten Fällen so konsumiert. Dennoch weise ich darauf hin, dass ich hier vielleicht einen Whisky nicht gut bewerte, den ein Japaner eventuell sehr schätzen würde weil er als Highball eine Granate ist.


Bevor ich mit dem Tasting beginne möchte ich mich noch bei Holger bedanken, der sich hier auf dem Blog häufiger einbringt als manch Leser erahnen kann. In diesem Fall hat er mir Samples zur Verfügung gestellt, damit ich nicht meine Großflaschen aufreissen muss. Denn japanischer Whisky ist fast immer sehr gut, wenn man die Flasche zu lässt. Getestet wurde:




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Den Anfang machte der Nikka Miyagikyo:


Geruch:

Der Miyagikyo startete süß und fruchtig. Es roch leicht tropisch mit Noten von Ananas und Mandeln. Aber auch etwas Eiche war dabei und eine muffige Note.


Geschmack:

Im Geschmack dominierte für mich das Holz. Viel Eiche war zu schmecken und eben auch die Mizunara-Note. Diese hat zwar auch einen fruchtigen und tropischen Geschmack, aber eben auch Noten von Räucherstäbchen und Sandelholz. Der Malt hat reichlich Pfeffer ist stark genug und ist dabei dennoch recht süß.


Abgang:

Der Abgang ist auf jeden Fall stark. Hat ordentlich Pfeffer und nette Holzaromen. Er wird hintenraus leicht bitter hat dafür aber nette Nuss-Aromen.


Fazit:

ich fand den Miyagikyo durchaus in Ordnung. er hat keine Fehlnoten oder irgendetwas, dass mir negativ aufgefallen wäre. Er war recht nett und verdient sich 83 Punkte.


Es folgt Nikka Yoichi:


Geruch:

Der Nikka Yoichi fing so an wie ich es gar nicht leiden kann. Es riecht nach Holz und Rauch, aber kein leckerer Bacon-Rauch sondern eher runtergebrantes Feuer und kalte Asche. Neben der Süße in der Nase erschnuppere ich noch Krankenhaus und den Geruch meiner Hände nach dem Reifenwechsel.


Geschmack:

Im Geschmack setzt sich der Geruch nahtlos fort. Was normalerweise etwas Gutes ist, hier aber für mich nicht. Es schmeckt nach Muff und Keller. manchmal schmecken Mangos so wenn sie überreif sind. Kalter Rauch, Holz, Krankenhaus, Gummi und Räucherstäbchen "runden den Geschmck ab".


Abgang:

Leicht sauer und bitter. Sehr holzig und rauchig und zu meiner Freude nicht sehr langanhaltend.


Fazit:

Ich fand den Nikka Yoichi sehr gewöhnungsbedürftig und wir werden wohl in diesem Leben keine Freunde mehr: 72 Punkte.


Zur Halbzeit gab es den Nikka All Malt:


Geruch:

Zunächst mal stieg mir Kleber in die Nase neben süßen Aromen. Gott sei Dank verflog die Klebernote recht schnell und es folgten dunkle Früchte, Pflaumen und ein netter Vanille-Geruch.


Geschmack:

Im Geschmack dominiert erst mal Holz und etwas Pfeffer ist auch da. Sonderlich stark ist der All Malt aber nicht. Nach einer Weile im Mund kommen helle fruchtige Noten und süße hinzu.


Abgang:

Ja der Abgang ist nicht so der Hit. Ein bisschen Holz, ein bisschen bitter, ein bisschen Haselnuss. Alles bleibt nicht sehr lange erhalten.


Fazit:

Der Nikka All Malt ist nicht sehr komplex aber er ist durchaus trinkbar. Vielleicht liegt es auch daran, dass er nicht so schmeckt wie der Yoichi aber von mir bekommt der All Malt 80 Punkte.


Als viertes folgt der Hakushu 12:


Geruch:

Der Geruch des Hakushu 12 ist wirklich sehr angenehm. Man kann lange herumschnuppern und seine Nase erfreuen. Neben Rauchnoten rieche ich Kräuter wie Zitronenmelisse, dazu kommt Birne, Eiche und einige Zitrusnoten. sehr nett.


Geschmack:

Der Hakushu 12 hat einen sehr süßen und weichen Antritt. darauf folgen sehr trockene Holzaromen, die an gute Bourbonfässer erinnern und eine unterschwellige Rauchnote.


Abgang:

Rauchig und holzig beginnt der Abgang des Hakushu. Dann folgen aber die ganzen netten Aromen die man zu Beginn erschnuppert hat. Zitrusfüchte, Birne und Kräuter machen den sehr trockenen Abgang zu einer netten Angelegenheit.


Fazit:

Für mich bisher der komplexeste und leckerste Vertreter in diesem Tasting, 87 Punkte.


Zum Abschluss der Yamazaki 12:


Geruch:

In der Nase ist der Yamazaki 12 wirklich gut. Vanille-Aromen, Honig und eine florale Noten wechseln sich ab mit Nüssen. insgesamt eine sehr süße Nase.


Geschmack:

Auch der Geschmack ist sehr weich und süß. Neben Vanille und Honig kommen auch Eichenaromen zum Vorschein. Und auch Sandelholz-Aromen sind da, stören in diesem Fall aber auch nicht.


Abgang:

Ein Honigsüßer Abgang mit netten Holzaromen und ganz viel Walnuss und Haselnuss. Wirklich gut.


Fazit:

Der Yamazaki 12 ist ein sehr netter, süßer und süffiger Malt. Bei einem langen Abend mit den Whiskys, die ich heute verkostet habe, hätte ich am Ende wahrscheinlich am meisten am Yamazaki genascht. Dennoch war der Hakushu etwas komplexer und vielschichtiger, daher 85 Punkte für den Yamazaki 12.


Was ziehe ich nun für ein Gesamtfazit? Zunächst mal, Ja: Man kann japanischen Whisky auch auf europäische Weise genießen. Der Nikka All Malt ist für mich ein recht gelungener Einsteigerwhisky, wenn man unbedingt mal einen Japaner im Glas haben möchte. Besser bedient ist man aber sicherlich mit dem allerdings auch doppelt so teuren Nikka Miyagikyo.

Der Yamazaki 12 und der Hakushu 12 sind zu recht japanische Klassiker. Beide sind wirklich gut und sind eine "recht günstige" Möglichkeit einen japanische Single Malt mit Age-Statement zu genießen. Leider wird der Hakushu 12 derzeit nicht produziert und die Restbestände werden auf dem Zweitmarkt nicht billiger. Mittlerweile verlangt manch einer um die 150€ für eine Flasche. In Folge dessen hat auch der Yamazaki 12 im Preis deutlich zugelegt und ist selten für unter 120€ zu finden. Wer die beiden Klassiker günstig erstehen kann sollte dies ruhig tun. Egal ob man sie trinkt oder als Investment bunkert, macht man meiner Meinung nach keinen Fehler. die japanische Whisky-Industrie steckt in einer Fass-krise und japanische Whiskys mit Age-Statement werden immer rarer.

Hier noch einige Shop-Links zu japanischen Whiskys:







Danke fürs Lesen

Malthead

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